Was verbinden wir mit „Waldorf-Naturpädagogik“?
In unserem pädagogischen Handeln verbinden wir die Vorteile der Naturpädagogik mit den Prinzipien der Waldorfpädagogik. Was bedeutet das in der konkreten Umsetzung?
Unser Kindergarten ist grundsätzlich ein „Draußen-Kindergarten“ – bestehend aus zwei Gruppen mit je maximal 20 Kindern. Wir haben ein eingefriedetes Grundstück nahe des Rheindamms, wo sich ein Großteil unseres Alltags abspielt. Auf dem Platz bieten sich vielfältige Möglichkeiten, um die uns umgebende Natur zu erleben und in ein phantasievolles Spiel einzusteigen. Als Rückzugsmöglichkeit oder als Ort um sich aufzuwärmen, haben wir gemütlich eingerichtete, beheizbare Bauwägen auf dem Platz, die jeweils mit umweltfreundlichen Komposttoiletten ausgestattet sind.
An mindestens zwei Tagen der Woche machen wir außerdem Ausflüge in den nahen Rheinwald. Auch dort haben wir feste Plätze, an denen wir uns aufhalten und die zum Teil auch mit Waldgarderobe und Sitzkreis eingerichtet sind. Unser Leben spielt sich also vor allem an der frischen Luft ab.
Wir greifen den Rhythmus der Natur mit den Jahreszeiten, dem Wachsen und Vergehen auf und gestalten und erleben diesen intensiv, z.B. durch passende Reime und Geschichten im Morgenkreis. Der Tagesablauf ist klar und immer gleichbleibend rhythmisch aufgebaut, orientiert an den Bedürfnissen der Kinder nach Struktur sowie Anspannung und Entspannung. Entsprechend wechseln sich geführte und freie Situationen ab.
NATUR
VORBILDER
NACHAHMUNG
VERTRAUEN
Da Kinder im Kindergartenalter stark durch Nachahmung lernen und dies für sie der natürliche Weg ist sich Dinge anzueignen, kommt unseren Pädagogen eine besondere Rolle als Vorbild zu. Sowohl was das Verhalten und die Kommunikation mit den Kindern, deren Eltern und Familien und auch unter den Pädagogen betrifft, als auch in Bezug auf die Haltung zu und den Umgang mit Dingen und der Natur sind sie für die Kinder Vorbild und Modell. Ihr Handeln und vor allem ihre innere Haltung prägen maßgeblich die Grundstimmung des Kindergartens. Sie leben einen neugierigen, sorgsamen, wertschätzenden und nachhaltigen Umgang mit den Mitmenschen und der umgebenden Natur vor.
Wir führen im Kindergarten viele alltagsnahe Tätigkeiten durch, bei denen die Kinder selbst mithelfen können und die sie beim Tun nachvollziehen können. So helfen die Kinder z.B. dabei das Feuerholz zu richten, wir gestalten und pflegen gemeinsam unseren Garten und die Beete, backen und kochen am Feuer und decken gemeinsam den Tisch. So können sich die Kinder als selbstwirksam erleben und sich emotional mit der Gruppe und dem Kindergartenraum verbinden.
Im freien Spiel haben die Kinder die Möglichkeit, die Eindrücke, die sie beispielsweise im Morgenkreis, in einer Geschichte, beim Helfen oder auch in ihrem Alltag gesammelt haben, zu wiederholen, für sich zu ordnen und so zu verarbeiten. Das Freispiel ist für uns daher eine bedeutsame Zeit im Tagesverlauf, da hier eine Verknüpfung von motorischen, sozialen und gedanklichen Prozessen stattfindet.
Da wir uns überwiegend in der Natur aufhalten, sind viele Materialien, die wir zum Spielen und Werkeln benutzen auch natürlichen Ursprungs: Zapfen, Äste, Blätter, Steine, Wasser, Erde – alles kann vielseitig genutzt werden und in der Phantasie der Kinder vielerlei Gestalt annehmen. Die Qualität ist uns auch bei den Dingen wichtig, die uns im Kindergarten umgeben und mit denen wir uns beschäftigen. So sind die Lebensmittel, die wir verwenden biologisch und möglichst regional hergestellt, Spielsachen und Einrichtung soweit es geht aus natürlichen Materialien. Wir wollen den Kindern so möglichst vielfältige und angenehme Sinneserfahrungen ermöglichen und sie zu einem phantasievollen und kreativen Einsatz der Dinge anregen.
Der Aufenthalt in der Natur hat neben dem positiven Einfluss auf die Entwicklung von Motorik, Koordination und Wahrnehmung auch eine Bedeutung für die gesunde psychische Entwicklung der Kinder. Jedes Kind kann sich Herausforderungen und Aufgaben suchen, die ihm entsprechen und kann daran wachsen. Die Umgebung wirkt stressreduzierend und ausgleichend.
Während sie sich in der Natur aufhalten, lernen die Kinder ganz selbstverständlich und ungezwungen verschiedene Pflanzen und Tiere kennen, erleben die Kreisläufe der Natur und erlernen wichtige Verhaltensregeln im Wald. Die Kinder lernen, wie wir als Menschen mit der Natur verbunden sind und entwickeln eine hohe Sensibilität und Vertrautheit für die Natur und die Elemente.
Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern der uns anvertrauten Kinder ist ein wichtiger Pfeiler unserer pädagogischen Arbeit. Der gegenseitige Austausch über ein Kind und das gemeinsame Entwickeln von Ideen, wie eine gute Begleitung aussehen kann, stellen für uns ein alltägliches Handwerkszeug dar.
Gemeinschaft zu leben ist uns ein wichtiges Anliegen, weshalb die Elternschaft in viele Aktivitäten rund um den Kindergarten eingebunden ist. Wir feiern gemeinsam Feste, arbeiten zusammen im Garten und setzen Bauprojekt als Gemeinschaft um. Bei den Burkheimer Märkten vertreten die Eltern unseren Kindergarten mit einem Stand, an dem selbstgebastelte Dinge verkauft werden. Die Bereitschaft der Eltern, sich aktiv einzubringen, ist uns sehr wichtig. Bei der Entscheidung für unseren Kindergarten muss den Eltern bewusst sein, dass zusätzliche Aufgaben auf sie zukommen werden. Die intensive Einbindung schafft eine persönliche Beziehung zu „ihrem“ Kindergarten und lässt die Kinder das vertrauensvolle Miteinander erleben.